Tierärztliche Praxis für Pferde
Region Hegau / Bodensee / Südschwarzwald
Pferde richtig füttern
Das Angebot an Futtermitteln ist groß, egal ob Grundfuttermittel oder Ergänzungs- und Zusatzfuttermittel. Der Markt überflutet einen jeden Besitzer mit zahlreichen Optionen. Oft steht man vor dem Regal und weiß nicht, was man kaufen soll.
Fütterung sollte einfach gehalten werden. Weniger ist mehr, lautet die Devise.
Die Basis einer jeden Pferdefütterung ist immer ein qualitativ hochwertiges und einwandfreies Heu. Es sollte von guter Struktur sein und frei von jeglichen Verunreinigungen, wie Schimmelpilzen oder Erde aus dem Boden. Es gibt von der GPM (Gesellschaft für Pferdemedizin) einen Raufutter-Ratgeber, in dem die sensorische Untersuchung (Sinnenprüfung) von Raufutter beschrieben wird. Durch ein Punktesystem kann das Heu in verschiedene Güteklassen eingeteilt werden.
Heu ist wichtig für das Kaubedürfnis und die Gesunderhaltung des Pferdes. Die Fütterung von Kraftfutter sollte immer erst nach der Heufütterung stattfinden. Der Speichel gilt als wichtiger Puffer für den Magen und entsteht während des Kauvorgangs von strukturierter Rohfaser. Ein Pferd produziert pro 100kg Heu etwa 7-8 Liter Speichel. Somit ist die Speichelproduktion eine wichtige Vorbereitung für den Magen auf das bevorstehende Kraftfutter. Stark eingespeicheltes Heu wird aus dem Magen schnell weitertransportiert, Kraftfutter hingegen verbleibt länger im Magen. Hier beginnt die Verdauung.
Die aktuelle Heuempfehlung zur Erhaltung liegt bei 1,5-2kg Heu pro 100kg Körpergewicht des Pferdes. Diese Empfehlung muss natürlich an mögliche Gegebenheiten angepasst werden (Schwer- /Leichtfuttrigkeit, Erkrankungen).
Ein früher erster Heuschnitt hat einen eher niedrigen Rohfasergehalt, aber dafür höhere Eiweiß- und Energiegehalte. Dieses Heu ist blattreich und weich.
Ein später erster Heuschnitt zeichnet sich durch einen höheren Rohfasergehalt aus und ist dementsprechend nährstoff- und energieärmer. Dieses Heu ist fester und ist reich an Stängeln und Blüten.
Somit ist ein früher erster Schnitt gut geeignet für Pferde mit einem hohen Energiebedarf (z. B. Sportpferde, Zuchtstuten, Hengste, Pferde im Wachstum und Pferde mit Zahnproblemen), wobei ein später erster Schnitt eher für leichtfuttrige Pferde geeignet ist.
Bei den meisten Pferden, die freizeitmäßig geritten werden, ist eine reine Heufütterung völlig ausreichend. Die Energie aus dem Heu genügt zur Aufrechterhaltung und für leichte Arbeit. Es ist lediglich wichtig, die Fütterung mit einem guten Mineralfutter aufzuwerten. Da das Heu heutzutage oft zu spät geschnitten wird, hat das Heu einen deutlich geringeren Proteingehalt. Es kann nötig sein diesen Eiweißmangel über ein proteinreiches Futtermittel (z.B. Luzerne, Esparsette oder Erbsenflocken) zu ergänzen. Hiermit ist der Großteil der Freizeitpferde sehr gut versorgt.
Bei Pferden, die etwas mehr Arbeit leisten müssen, kann ein Kraftfutter ergänzt werden. Am gängigsten sind hier Hafer, Pellets oder handelsübliche Müslis. Beim Einsatz von Pellets oder Müslis muss darauf geachtet werden, ob das Futtermittel mineralisiert ist oder nicht. Bei der Fütterung von mineralisierten Pellets oder Müslis muss das Mineralfutter angepasst werden, um eine Überversorgung des Pferdes zu vermeiden.
Die Kraftfuttergabe sollte auf mehrere kleine Portionen pro Tag verteilt werden, um eine Überbelastung des Magens zu vermeiden. Als weitere Energiequelle können Öle zum Einsatz kommen. Das können sowohl Leinöl, als auch herkömmliches Sonnenblumenöl oder Rapsöl sein. Die Ölmenge sollte auf mehrere Gaben/Tag verteilt werden, um die Aufnahmefähigkeit aus dem Darm zu steigern.
Ein wichtiger Faktor, der nicht außer Acht gelassen werden darf, ist der Elektrolytverlust durch Schweiß. Die Schweißverluste betragen bei einem Freizeitpferd mit 600kg bis zu 4,2 Liter, bei leichter bis mittlerer Arbeit können es bei einem Pferd mit 600kg sogar bis zu 11 Liter sein. Diese Verluste können ganz einfach durch die Supplementierung von Speisesalz ausgeglichen werden. Die Gabe kann über das Kraftfutter erfolgen und sollte auch auf 2-3 Mahlzeiten verteilt werden.
Zuletzt sollte noch gesagt werden, dass der Zugang zu frischem Tränkewasser zu jeder Zeit natürlich unerlässlich ist. Bei Selbsttränken ist darauf zu achten, dass die Fließgeschwindigkeit korrekt eingestellt ist. Bei zu wenig Fluss kann es sein, dass die Pferde aufgrund der langen Trinkdauer nicht ausreichend Wasser aufnehmen. Genauso ist aber ein zu schneller Fluss auch nicht zielführend. Bei einer Tränkung aus Eimern/Bottichen sollten die Behältnisse mehrmals täglich auf ihren Füllstand kontrolliert werden und täglich gereinigt werden.