Tierärztliche Praxis für Pferde
Region Hegau / Bodensee / Südschwarzwald
Lungenerkrankung des Pferdes
Recurrent Airway Obstruction - RAO
Die chronisch obstruktive Bronchitis (COB), im heutigen Sprachgebrauch eigentlich nur noch RAO (Recurrent Airway Obstruction) genannt, ist die in unseren Breitengraden am häufigsten vorkommende Lungenerkrankung beim Pferd. Die Erkrankung tritt meist bei mittelalten und älteren Pferden auf. Ausgelöst werden Episoden der RAO durch den Kontakt der Atemwege mit Allergenen vor allem mit Staub und/oder Schimmelpilzsporen sowie Pollen. Sehr gekürzt formuliert kommt es durch den Staubkontakt zu einer massiven Einwanderung von neutrophilen Granulozyten (Entzündungszellen) in die Luftwege. Dies resultiert in Bronchospasmus (Verkrampfung der Lungenbläschen) und einer vermehrten Schleimsekretion. In milderen Fällen zeigen betroffenen Pferde oft nur gelegentlichen Husten und evtl. eine herabgesetzte Leistung. Schlimmer betroffene Pferde zeigen eine Lungensymptomatik mit einem oder mehreren der folgenden Symptome: Husten, Nasenausfluss, aufgeblähten Nüstern, Leistungsinsuffizienz bis hin zu Atemnot in hochgradig betroffenen akuten Fällen und Gewichtsverlust in hochgradig betroffenen chronischen Fällen mit Ausbildung einer Dampfrinne.
Die Diagnose einer RAO besteht aus einer gründlichen klinischen Untersuchung, der Bestimmung der Blutgase und einer Endoskopie der Atemwege mit anschließender Entnahme von Schleim direkt aus der Luftröhre.
Bei der Blutgasbestimmung werden unter anderem Sauerstoff- und Kohlenstoffdioxidsättigung des arteriellen Blutkreislaufs gemessen und somit wichtige Hinweise gewonnen über die Funktionalität des Gasaustauschs in der Lunge; d.h. es kann eruiert werden wie reich das arterielle Blut an Sauerstoff ist und wie gut/schlecht Kohlenstoffdioxid wieder abgegeben wird.
Bei der Endoskopie, der sog. Bronchoskopie, werden mit einer Kamera die oberen Luftwege des Pferdes beurteilt; der Bereich des Kehlkopfs, die Luftröhre und der Bereich der Aufzweigung der Luftröhre in die beiden großen Hauptbronchien (Bifurkation). Im Rahmen der Bronchoskopie kann dann steril mit einem Schlauch Sekret aus der Luftröhre entnommen werden. Dieses Sekret wird im Labor auf vorhandene Zellen und Bakterien untersucht. Der Verdacht einer RAO-Erkrankung kann durch diese zytologische Untersuchung bestätigt werden.
Therapeutisch ist eine staubminimierte bis staubfreie Haltung des betroffenen Pferdes unerlässlich (Fütterung von nassem/bedampften Heu, Einstreu mit Sägespänen statt Stroh wegen der Schimmelpilzsporen). Pferde können in Offenställe verbracht werden oder sollten so aufgestallt werden, dass sie viel Frischluft einatmen. Während der Phasen des „Mistens“ sollten die Pferde sich nicht im Stall befinden. Initial muss meist auch eine Therapie mit Kortison stattfinden, um die vorhandene Entzündung zu reduzieren. Zusätzlich erfolgt eine Behandlung mit Bronchodilatoren (Bronchienweitsteller) und Schleimlöser, um die Atemnot der Pferde zu reduzieren. Langfristig ist eine Inhalationstherapie des Pferdes zu empfehlen und in stärker betroffenen Patienten auch unumgänglich.
Pferde, die nur eine mild ausgeprägte RAO haben, können bei maximal optimierten Haltungsbedingungen auch längerfristig symptomfrei mit normaler Lungenfunktion leben. Die Erkrankung an RAO ist leider nicht heilbar, weshalb der Kontakt zu den oben genannten auslösenden Faktoren unbedingt gemieden (oder wenigstens minimiert) werden muss um eine erneute Aktivierung der Erkrankung zu vermeiden.
Quellen:
Allen, K. & Franklin, S. 2007. RAO and IAD: respiratory disease in horse revisited. In Practice, 29, 76-85.
Robinson, N. E. 2001. Recurent Airway Obstruction (Heaves), Ithaca, International Veterinary Information Service (www.ivis.org).