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Dr. med. vet. Christiane Stehle

Tierärztliche Praxis für Pferde

Region Hegau / Bodensee / Südschwarzwald

Tieräztliche Praxis für Pferde Dr. Stehle
Dienstleistungen

Möglichkeiten und Grenzen in der Lahmheitsuntersuchung von Pferden

unserer tierärztlichen Ambulanz -und Fahrpraxis

Lahmheitsuntersuchung

Pulsation fühlen

…und plötzlich fällt es einem auf: das eigene Pferd geht nicht „rund“, es „tickt“ plötzlich vermehrt.

Oder noch viel schlimmer: es ist stocklahm, belastet also ein Bein nicht oder kaum!

Um Schlimmeres auszuschließen oder ein weiteres Voranschreiten der Lahmheit zu vermeiden, sollte nun der Tierarzt/die Tierärztin hinzugezogen werden, um eine klinische Lahmheitsuntersuchung, gegebenenfalls mit weiterführenden Untersuchungen wie Röntgen-, Ultraschall- oder Laboruntersuchungen durchzuführen.

Dabei läuft der Untersuchungsgang meist gleich ab, wird aber auch manchmal in der Reihenfolge der Untersuchungsschritte an den speziellen Fall angepasst:

Zunächst holen wir uns einen ausführlichen Vorbericht der BesitzerInnen ein, lassen uns über Veränderungen oder vielleicht beobachtete Situationen oder das Gefühl beim Reiten aufklären. Oft können wir hier schon Hinweise heraushören, die uns später für unsere klinische Untersuchung hilfreich werden.

Daraufhin folgt nun die ausführliche klinische Untersuchung der Gliedmaße(n). Dazu gehören natürlich das Abtasten der Gelenke, Sehnen und Mittelfußarterien, das Beugen und leichte Drehen der Gelenke sowie das Abdrücken der Sohle mit einer Hufuntersuchungszange. Oft geben einem Schwellungen, vermehrte Gelenksfüllungen oder Wärme einen weiteren Hinweis auf den Ort des Geschehens.

Auch schauen wir uns das Pferd im Stehen und in der Bewegung an:

Das Pferd wird durch seine BesitzerIn an der Hand auf ebenem, hartem Boden vorgeführt und dann auch vorgetrabt. Danach macht man die gleiche Untersuchung auf weichem, ebenem Boden. Das ist besonders wertvoll, da sich verschiedene Lahmheitsursachen auf den verschiedenen Untergründen andersartig darstellen und uns so auch Hinweise für unsere weitere Untersuchung liefern können.

Sollte man die Lahmheit nicht genau erkennen können oder sie tritt nur in bestimmten Situationen, zum Beispiel unter dem Sattel, auf, werden wir uns nun das Pferd auf beiden Händen an der Longe und/oder unter dem Reiter anschauen.

Zehenbeugeprobe

Zehenbeugeprobe

Fehlen weitere Anhaltspunkte in der Diagnosefindung, aber ein konkretes Bein konnte schon lokalisiert werden, so folgen nun Beugeproben. Diese, auch Provokationsproben genannt, dienen dazu, die Lahmheitsursache auf eine Region des Beines einzugrenzen. Dafür kann man zunächst die Gegenseite, also das vermeintlich gesunde Bein ca. 1 Minute mit bestimmter Kraft an und trabt das Pferd anschließend wieder vor. Verändert sich durch die Beugeprobe des vermeintlich gesunden Beines die ursprünglich gesehene Lahmheit? Geht das Pferd jetzt vielleicht gar nicht mehr lahm auf dem ursprünglichen Bein, bedeutet das, dass auch die Provokationsprobe für das vermeintlich gesunde Bein unangenehm ist – dann sollte der Fokus auf beide Beine gelegt werden.

Bleibt die Lahmheit unverändert, besteht für die Gegenseite kein Krankheitsverdacht und die vermehrte Belastung durch das Stehen auf nur einem Bein kann gut ausgeglichen werden.

Verstärkt sich die Lahmheit, zeigt dies, dass auch die vermehrte Stützleistung Stress auf die erkrankte Struktur gibt und dadurch den Schmerz verstärkt.

Das betroffene Bein beugen wir nun in mehreren Etappen: zunächst nur die Zehenendgelenke, dann auch das Vorderfußwurzelgelenk, Ellenbogen und Schulter von unten nach oben und versuchen so herauszufinden, woher die Lahmheit kommt. Natürlich am Hinterbein Zehe- Sprunggelenk- Knie.

Können wir bis jetzt die Lahmheitsursache nicht genau lokalisieren, werden Leitungsanästhesien durchgeführt. Das bedeutet, dass man eine kleine Menge eines örtlich betäubenden Medikaments unter die Haut an den Nerven heranspritzt. Hierdurch werden Schmerzen in dem vom Nerv versorgten Bereich nicht mehr oder kaum noch wahrgenommen. Nach 10 Minuten Wartezeit, damit sich das Anästhetikum verteilen kann, beurteilt man das Pferd erneut in der Bewegung. So fährt man von unten nach oben fort. In dem Moment, wo die Lahmheit auf eine Anästhesie hin verschwindet, weiß man, dass das Problem unterhalb der anästhesierten Stelle liegen muss.

Weiterhin ist es sinnvoll, wenn eine Leitungsanästhesie positiv ausgefallen ist und das Pferd vorher auf hartem Boden lahmer ging, als auf Weichem, zur weiteren Abklärung eine Gelenksanästhesie durchzuführen. Diese unterscheidet sich insofern von der Leitungsanästhesie, dass bei jener das Anästhetikum nicht nur unter die Haut, sondern direkt in das Gelenk selbst gespritzt wird. Dies bedarf einer weitestgehend sterilen Vorbereitung sowohl der Punktionsstelle an sich, als auch des Tierarztes mit sterilen Handschuhen. Eine Gelenksanästhesie wird nicht am gleichen Tag durchgeführt wie die Betäubung der Nerven, weil sonst die Aussagekraft nicht eindeutig ist.

Bei der gezielten Betäubung des Gelenks ist die Wartezeit nach der Injektion bis zum erneuten Vortraben nun variabel, je nachdem, wie lange das Anästhetikum Zeit haben soll, sich zu verteilen und damit eventuell noch darüber- oder darunterliegende Strukturen mit zu betäuben.

Fällt diese Anästhesie positiv aus, ist das Pferd also im Anschluss lahmheitsfrei, kann auch eine Gelenksbehandlung sinnvoll werden, da das Ergebnis bedeutet, dass der Schmerz aus dem Gelenk, der Kapsel des Gelenks oder den direkt damit verbundenen Strukturen kommt. Hierbei werden entzündungshemmende und regenerationsfördernde Medikamente direkt in das Gelenk gespritzt.

Gerne beraten wir Sie hierzu und geben Ratschläge zur anschließenden Rekonvaleszenz.

War die durchgeführte Leitungsanästhesie positiv, das Pferd ging aber zuvor eher auf weichem Boden lahm und es ist uns vielleicht noch eine Schwellung und/oder Berührungsempfindlichkeit im Bereich des Sehnenpaketes aufgefallen, so empfiehlt sich an dieser Stelle eine Sonographie (=Ultraschall) des betroffenen Gewebes. Heute gibt es portable und viel kleinere Ultraschallgeräte, mit denen man direkt und vor Ort im Stall mit nur geschorenem Fell äußerst klare und präzise Bilder erzeugen kann. So können wir die Bilder jederzeit direkt auf unsere Handys übertragen und zur Dokumentation speichern.

Sollte die Untersuchung den Verdacht aufkommen lassen, dass die Lahmheitsursache im Bereich der knöchernen Strukturen zu suchen ist, ist im Stall die Röntgenuntersuchung das diagnostische Mittel der Wahl. Zwei unserer Fahrzeuge sind mit mobilen, direkten Röntgensystemen ausgestattet, die eine erste Auswertung der Aufnahmen im Stall möglich machen. Dabei sind Arthrosen, also chronische Veränderungen an den Gelenken, nur so sicher zu diagnostizieren. Akut entstandene Schäden am Knochen wie Haarrisse oder gar Knochenbrüche werden hier ebenfalls dargestellt. Das Aufspüren von Haarrissen ist deshalb so bedeutsam, weil sie Sollbruchstellen darstellen. Es ist ratsam bei entsprechendem Verdacht bereits vor der Anästhesie eventuelle und selten vorkommende Fissuren (=Haarrisse im Knochengewebe) auszuschließen, um eine Fraktur des betroffenen Knochengewebes zu verhindern. Wichtig ist sich klar zu machen, dass uns sowohl der Ultraschall, als auch das Röntgen zweidimensionale Bilder einer räumlichen Struktur, also des Pferdebeines liefern. Um also die Veränderungen möglichst realitätsgetreu darzustellen, müssen immer mehrere Aufnahmen aus verschiedenen Richtungen angefertigt werden.

Trotz all der technischen Neuerungen der letzten Jahre und unserer modernen Ausstattung sehen auch wir uns als Fahrpraxis vor Grenzen gestellt. Sollte eine Leitungsanästhesie positiv ausfallen, alles für eine Erkrankung der „weichen Strukturen“ sprechen, in der Sonographie aber alles normal aussehen, kann es sinnvoll sein, das Pferd für ein MRT zur weiteren Abklärung in eine Klinik zu überweisen. Das gilt auch für den Fall einer nicht genau einschätzbaren knöchernen Veränderung, die eine CT-Untersuchung in der Klinik unerlässlich machen kann. Hier stellen wir, wenn Sie das wünschen, den Kontakt zu den Kollegen her. In jedem Fall erhalten diese einen Krankheitsbericht und die angefertigten Aufnahmen und wir übernehmen in Absprache mit den Kliniken die weitere Versorgung der Patienten im heimischen Stall.

Natürlich gibt es auch den besonderen Fall, dass man alle Leitungsanästhesien am betroffenen Bein durchgeführt hat, das Pferd aber nach wie vor noch lahm geht - dann kann auch eine Szintigraphie erforderlich sein: hier reichert sich ein dem Pferd zuvor verabreichtes radioaktives Material in besonders stoffwechselreichen Arealen des Körpers an und kann so den Ursprung des Problems genauer darstellen. Auch diese Untersuchung wir in spezialisierten Kliniken angeboten.

Abschließend ist noch festzuhalten, dass Lahmheiten nicht immer die Ursache an dem Ort haben müssen, an dem sie zutage treten und das Pferd als ganzheitliches Individuum betrachtet und beurteilt werden sollte. Hierzu zählen der Beschlag, die Ausrüstung wie Sattel und Zaumzeug, Erkrankungen der Halswirbelsäule oder des Rückens, aber auch Infektionskrankheiten, um nur einige Beispiele zu nennen.

Bitte lassen Sie Lahmheiten also zeitnah von unserem Team beurteilen um zu verhindern, dass Langzeitschäden entstehen. Wir werden gemeinsam mit Ihnen einen Plan erstellen, um eine möglichst genaue Diagnose zu finden und einen Therapieplan aufstellen zu können.

 

Lahmheitsuntersuchung

Lahmheitsuntersung

 

 

 

 

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